„Jugendkultur zwischen politischen Fronten: Nagorny Karabach”

Im Juli 2008 konnten wir Yervand Hajisyan in Sachsen begrüßen. Er wurde als Repräsentant der NGO Hayks Generation eingeladen und präsentierte zunächst die aktuelle politische Situation aus seiner Sicht sowie die Arbeit seines Vereins. Als wissenschaftlicher Experte stand uns André Alabaster (MA, TU Dresden) zur Seite, der die dargebotenen Fakten kritisch hinterfragte und somit eine allzu einseitige Darstellung der politischen Situation verhinderte. Neben heißen Diskussionen der Politik ging es vor allem um das Leben der Jugendlichen und die Entwicklung einer Jugendkultur. Wie bei unseren Besuchen 2007 mit der Leipziger Band ZenZebra in Karabach kam heraus, dass die Vereine selten eigeninitiiert sind und meist auf „staatlicher Linie“ liegen. Eine kritische Auseinandersetzung mit der durchaus ernsten Lage oder gar eine kritische Diskussion vermittels Kunst und Kultur gibt es nicht. Vor Beginn der Diskussionen zeigten wir den Streifen „Rock4Peace 2007 – Mit ZenZebra auf demWeg nach Nagorny Karabach“, um den Besuchern einen kurzen Einblick zu geben. Die von Yervand Hajisyan eigens mitgeführten Filme wurden nicht aufgeführt, da sie eher propagandistischen Inhaltes waren. Die Besuche in den sächsischen Soziokulturzentren waren für Yervand Hajisyan obdrein spannend, da sich die sächsischen Zentren im Gegensatz zu den staatlichen, postsowjetischen Häusern in Karabach deutlich unterscheiden. Der Besuch des Sun Flower Festivals in Freiberg gab einen guten Einblick in die Arbeit von unabhängigen Vereinen, welch umfangreiche und liebevoll gestaltete Projekte ehrenamtlich organisiert werden können.

Für einen Höhepunkt der Projektwoche sorgte eine verdachtsunabhängige Personenkontrolle kurz vor Görlitz. Da Yervand Hajisyan seinen Reisepass nicht bei sich führte, konnte André Alabaster die Zeit bis zur Personalienabklärung nutzen und pragmatisch, aber wissenschaftlich fundiert eine ungeplante Fortbildung über Nagorny Karabach bei den Beamten in Ludwigsdorf durchführen. Sie wurde mit großem Interesse aufgenommen und mit dem Wunsch weiterer derart anschaulicher Lehrstunden politischer Bildung verknüpft. In Leipzig, Annaberg, Dresden und Bautzen konnten wir Fotografien von Arman Tadevosyan ausstellen, die er im Frühjahr in Stepanakert eigens für unser Projekt angefertigt hatte. Von der Einladung einer Musikgruppe musste wir aus Kostengründen im Projektverlauf Abstand nehmen.

Künstlerische Leitung: Mirko Sennewald
Produktionsleitung: Liane Hoder
Produktionsassistenz: Marie Lauffer, Falk Pinkert