Renée Renard – Ein Weg wie hundert Leben
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Renée Renard – Ein Weg wie hundert Leben

date
9. Dezember 2018 bis 13. Januar 2019
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location
Kulturcafé “Alte Bäckerei”
Am Sportplatz 3, Großhennersdorf, Deutschland
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Ausstellung

Eintritt frei
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Ein Weg wie hundert Leben
„Ein Weg wie hundert Leben“ ist die Geschichte meiner französisch-deutschen Familie aus Lothringen und dem Schwarzwald des XVIII. Jahrhunderts. Der Entschluss, unsere Familiengeschichte zu erforschen, gab mir schließlich den Mut, die kleine alte Holzschachtel zu öffnen, in der meine Großmutter die wenigen übrig gebliebenen Photos, Dokumente und Briefe aufbewahrte. Dabei überwältigte mich die späte Erkenntnis dessen, was wirklich „Trennung“, „Heimweh“, „Entwurzelung“ bedeutet – die Deportation der Großeltern nach Russland, der Urgroßeltern in den Bărăgan, des Vaters an den Donau-Kanal – das gespaltene Dasein, das die GESCHICHTE ihrem Leben aufgezwungen hatte. Auch erkannte ich ebenso tiefgründig, dass man „nach Hause“ zurückkehren kann, auch wenn da kein Haus mehr steht; dass die Kraft des Glaubens und das Überleben des Geistes einen retten, auch wenn die Geschichte einem dazu scheinbar keine Chance lässt. Über meinen Großvater Renard Ioan Nicolae wusste ich fast gar nichts. Ich hatte nur ein Foto und ein Gerichtsurteil , dass seinen Tod am 24.01.1946 im Arbeitslager Nr.1651 in Ufalo/Russland erklärte.
Eines Morgens, als ich an meinem Projekt arbeitete, dachte ich wieder an ihn. Dass er, obwohl französischer Abstammung, wahrscheinlich durch einen Fehler auf die Liste der 68.000 Personen deutscher Herkunft, die im Januar 1945 nach Russland deportiert wurden, kam. Und dass er wahrscheinlich den Tod von lauter Hunger, Kälte und Erschöpfung fand. Plötzlich, mitten in meinen Gedanken, schlug ein Vogel mit voller Kraft gegen das Fenster. Das hatte ich noch nie erlebt, und ich frage mich ob es wirklich wahr sei, dass Vögel die Boten des Himmels wären. Am selben Abend erhielt ich völlig unerwartet und unverhofft Informationen über meinen Großvater: Fotos aus seiner Kindheit, Erinnerungen aus einer längst vergangenen Zeit… und die Nachricht, dass er damals im Lager aus lauter Verzweiflung Selbstmord begangen hatte.

 

Die Ausstellung wurde im Rahmen des Projekts Schöberlinie bereits in Tschechien und Deutschland präsentiert.

 

Renée Renard
Studium: Veterinärmedizinische Fakultät (1992); Postgraduiertenstudium an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften (2003); Lizenziat in Multimedia-Design (2008) und Magister in Werbungs- und Buchgrafik (2010) an der Fakultät für Kunst und Design Timișoara/ Rumänien.

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