“Что делать?” – Lenin zwischen Hopp und Pop

Eine Ausstellung zum Umgang mit den Lenin-Denkmälern in den Ländern des ehemaligen Ostblocks

Das Dresdner Lenin-Denkmal

Fotografien von Lothar Sprenger, Matthias Rietschel und Jan Oelker

Das Dresdner Lenin-Denkmal aus rotem karelischem Granit gestaltete der russische Bildhauer Grigori Danilowitsch Jastrebenezki. Das Denkmal wurde an der westlichen Seite des großen freien Platzes am Beginn der damals neu gestalteten Prager Straße errichtet (auf dem heute überbauten Areal am Wiener Platz) und anlässlich des 25. Jahrestages der DDR am 6. Oktober 1974 eingeweiht. Die Figurengruppe – Lenin flankiert von einem Rot-Front-Kämpfer und einem Arbeiter vor einer roten Fahne – bekam vom Volksmund wegen ihres Standortes vis-à-vis des Dresdner Hauptbahnhofes schnell den Spitznamen „Die roten Bahnhofsvorsteher“.

Nach der Wende wurde sowohl im Stadtrat, als auch in der Bevölkerung, heiß debattiert, wie mit dem Lenin-Denkmal zu verfahren ist. Der Bildhauer Rudolf Herz unterbreitete 1991 der Stadt einen Vorschlag für die künstlerische Verfremdung des Denkmals und fand für sein Projekt „Lenins Lager“ zunächst die Zustimmung der Beigeordneten, des Kulturausschusses und des Oberbürgermeisters (siehe Seite 5).

„Pik Lenin“ – Besteigung des Lenin-Denkmals an der Prager Straße in Dresden, 8. Februar 1992, © Foto: Lothar Sprenger

Am 8. Februar 1992 offerierte eine Gruppe Dresdner Bergsteiger in einer sehr humorvollen Aktion die Idee, das Denkmal als Kletterwand stehen zu lassen. Sie stiegen Lenin auf den Kopf und tauften ihn „Pik Lenin“.

Abbau des Lenin-Denkmals auf der Prager Straße in Dresden, Mai 1992, © Foto: Matthias Rietschel

Auf der entscheidenden Sitzung des Stadtrates über die Zukunft des Denkmals am 5. März 1992 zog Oberbürgermeister Herbert Wagner seinen Antrag zur Realisierung von „Lenins Lager“ zurück. Der Stadtrat gab dem schwäbischen Unternehmer Josef Kurz den Zuschlag, das Denkmal ohne Kosten für die Kommune zu entsorgen. Kurz hatte vor, einen Skulpturenpark mit Relikten aus dem Sozialismus zu errichten. So wurde der Dresdner Lenin im Mai 1992 abgerissen und nach Bayern transportiert.

Köpfe des Dresdner Lenin-Denkmals bei Kurz Natursteine in Gundelfingen an der Donau, 15. Juli 2019, © Foto: Jan Oelker

Da Josef Kurz jedoch 1994 verstarb, wurde das Projekt des Skulpturenparks nie verwirklicht. Die Büsten des Dresdner Lenin-Denkmals kann man noch heute zusammen mit Statuen von Stalin, Ernst Thälmann oder Klement Gottwald zwischen Grabsteinen auf dem Firmengelände der Firma Kurz Natursteine in Gundelfingen an der Donau besichtigen.

JO

© Foto: Jan Oelker

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